![]() | ||||||||||
Angehörige von BorderlinernDas Leben als Angehöriger eines Borderliners kann sehr aufreibend sein. Viele Angehörige sind verunsichert, wenn sich der Erkrankte selbst verletzt, wenn er Wutausbrüche hat. Oftmals entsteht auch eine Co-Abhängigkeit, das heißt, die eigenen Bedürfnisse werden vernachlässigt, man will den Erkrankten auf eigene Kosten glücklich machen, will für ihn nur das Beste oder läßt sich komplett vom Borderliner in den Bann ziehen. Was auch immer man tut, ob man dem Betroffenen Vorwürfe macht oder Rücksicht übt, Konflikte werden dadurch nicht gelöst. Schon gar nicht ändert sich das Verhalten des Borderliners. Das Borderline-Syndrom beeinflusst bei Kindern alle Lebensbereiche. Sie sind oft aggressiv, sind häufig ängstlich, depressiv und können schlecht Kontakte aufbauen. Aber auch auf körperlicher Ebene sind sie gestört. Häufig machen sie nachts ins Bett, haben Essstörungen, können schlecht schlafen, haben Denkstörungen oder sind beeinträchtigt in ihrer Wahrnehmung. Dazu kommen dann noch Probleme in der Schule. Da manche Merkmale der Borderline-Störung jedoch auch ganz normale Verhaltensweisen in der Entwicklung eines Kindes sind, ist es nicht immer ganz einfach, die Entwicklung zum Borderliner zu bemerken. Zum Beispiel ist es normal, daß Kinder nicht immer durchschlafen, manchmal ängstlich oder wütend sind oder während der Pubertät einmal unausgeglichen oder depressiv sind. Auffällig für Borderline-Kinder ist jedoch, daß Verhaltenszustände sich schnell nacheinander abwechseln. Gerade war das Kind noch ängstlich, plötzlich ist es übermäßig fröhlich. Oder Kinder spielen eine Weile glücklich mit ihren Freunden und auf einmal sind sie plötzlich wütend und schlagen um sich.
Oftmals sind es Lehrer oder Erzieher, also Nichtmitglieder der Familie, die die Tendenz zu einer Borderline-Störung als erste bemerken. Denn gerade in der Schule, in der eine soziale Anpassung erforderlich ist, fallen diese Kinder besonders oft auf. Im günstigsten Fall entsteht dann ein Dialog zwischen dem Lehrer
und den Eltern, so daß diese gemeinsam versuchen können, dem
Kind zu helfen. Anlaufstellen für die Eltern sind zum Beispiel das
Jugendamt oder das Sozialamt, die an weiterführende Einrichtungen
verweisen können. Hier finden die Eltern auch Hilfe zur Erziehung
oder bei der Bewältigung von Konflikten in Familien. Falls bei dem Kind eine Borderline-Entwicklung festgestellt wurde, ist eine Psychotherapie meist der einzige Weg, dem Kind zu helfen. Eine solche Psychotherapie wird ambulant durchgeführt und von den Krankenkassen bezahlt.
Ziel einer verhaltenstherapeutisch orientierten Therapie ist es, falsche Verhaltensweisen zu beseitigen und Strategien zur Bewältigung von Problemen zu entwickeln. Ziel einer tiefenpsychologischen Therapie ist es, die Ursachen der Erkrankung
herauszufinden und zu beseitigen. Bei besonders schweren Fällen ist auch eine stationäre Therapie möglich. Wenn die sozialen Bedingungen oder das familiäre Umfeld nicht in der Lage ist, eine ambulante Therapie mitzutragen, wäre dies sicherlich die beste Lösung. Das schlechte Gefühl der ElternFür Eltern ist es natürlich schwer, wenn Ihr Kind die Symptome einer Borderline-Erkrankung aufweist. Natürlich fühlen sich Eltern schlecht, wenn sich ihr Kind selbst verletzt oder in eine Sucht abdrifted. Durch das Verhalten entsteht aber auch eine große Verunsicherung in der Familie, wie diese Erkrankung in der Familie ausbrechen konnte und wie man sich jetzt verhalten soll. Leider versuchen viele Familien, das Problem dann unter den Teppich zu kehren. Die Krankheit wird totgeschwiegen, es wird so weitergelebt, als wäre nichts passiert. Leider wird dadurch die Krankheit des Betroffenen allerdings noch verstärkt, da er das Gefühl bekommt, nicht ernstgenommen zu werden. Bin ich Schuld, daß mein Kind krank wurde?
Für viele Eltern beginnt nach der Diagnose Borderline auch die Suche nach der Schuld. Bin ich schuld, daß mein Kind krank geworden ist, habe ich in der Erziehung etwas falsch gemacht, habe ich dem Kind zu wenig Liebe gegeben, hat mein Partner vielleicht das Kind missbraucht? Oftmals stehen vor den Familien dann leidvolle Monate, manchmal sogar Jahre. Deswegen sollte unbedingt betont werden, daß nicht jede Borderline-Erkrankung durch einen sexuellen Missbrauch oder einen anderen Missbrauch entstanden ist! Genauso ist nicht ein Faktor alleine, also zum Beispiel die nicht ganz so glückliche Erziehung des Kindes, ein Auslöser. Es müssen immer mehrere Faktoren zusammenkommen, daß diese Krankheit ausbricht. Wichtig ist es für Familien, sich Hilfe zu holen. Es gilt hier Fragen zu klären, wie zum Beispiel wie verhalte ich mich gegenüber dem Erkrankten. Hierfür ist es sinnvoll, therapeutische Dienste in Anspruch zu nehmen. Regeln in der Familie
Damit sich für den Borderliner in der Familie etwas zum Positiven ändert, ist es sinnvoll, sogenannte Familienregeln aufzustellen, an die sich jeder zu halten hat, auch der Betroffene selbst.
FamilienregelnErkennen Sie an, daß es eine Krankheit ist Informieren Sie sich Bleiben Sie ruhig, wenn der Borderliner wütend wird Seien Sie für ihn da, wenn es ihm schlecht geht Wenn ihm langweilig ist - Beschäftigen Sie ihn Dabei muß das Beschäftigen nichts Großartiges sein:
Backen Sie einen Kuchen, gehen Sie spazieren, fahren Sie Rad, gehen Sie
unter Menschen, besuchen Sie jemanden. Zeigen Sie ihm, daß Sie ihn lieben Setzen Sie ihn nicht unter Druck Drohen Sie nicht, ihn zu verlassen, ihn nicht mehr zu lieben oder auch
nur, ihn zu ignorieren, denn das ist so ziemlich das Schlimmste, was er
sich vorstellen kann. Spielen Sie nicht den Therapeuten Lassen Sie sich aber auch nicht manipulieren und um den Finger wickeln Akzeptieren Sie, daß eine Veränderung nur langsam von Statten
geht Führen Sie Familienrituale ein
Erwarten Sie aber nicht, daß die eingeführten Regeln sofort eingehalten werden. Meist ist es auch für die Nicht-Borderliner in der Familie schwer, sich an das neue Miteinander zu gewöhnen.
Was die Familie noch ändern kann - Zeigen Sie Gefühl!Studien haben gezeigt, daß das Leben von Gefühlen, also das
Zeigen und das Miteinander-darüber-Reden, sich günstig bzw.
ungünstig auf die Borderline-Erkrankung auswirken können. Es gibt einen sogenannten hohen Gefühlsausdruck, es wird also stark und häufig über die Gefühle geredet. Gegensatz dazu ist der niedrige Gefühlsausdruck, also das Verbergen der Gefühle voreinander. In Familien, in denen ein hoher Gefühlsausdruck herrscht, kommen psychische Erkrankungen weit weniger vor als in Familien mit einem niedrigen Gefühlsausdruck. Lernen Sie also, Gefühle zu zeigen und diese auch mitzuteilen! Dazu ist es oft notwendig, sich erst selbst über die eigenen Gefühle klar zu werden. Wie fühle ich mich? Bin ich ärgerlich, wenn ja warum? Fühle ich mich wohl? Macht mir etwas Angst? Warum habe ich Angst?
Hat man seine Gefühle dann einsortiert, sollte man sie auch ausdrücken, jedoch vernünftig. Wenn Sie sich über jemanden freuen, sagen Sie es! Sind Sie traurig, weil sie jemand geärgert hat, sagen Sie es! Nehmen Sie Ihre Familienmitglieder auch einmal in den Arm, einfach so...! Auf diese Weise kommen sich die einzelnen Familienmitglieder wesentlich näher, sie nehmen aber auch mehr Rücksicht aufeinander.
|
|
|||||||||