Borderline-Störung
 

Ursachen des Borderline-Syndroms

Die Krankheit Borderline-Störung ist eine Persönlichkeitsstörung.
Schon das Wort Persönlichkeitsstörung beinhaltet, daß es auch eine gesunde Persönlichkeit gibt. Die Persönlichkeit, also das, was eine Person ausmacht, wird von vielen Faktoren bestimmt.
Die Entwicklung der Persönlichkeit beginnt mit der Geburt, mittlerweile geht man sogar davon aus, daß sich die Persönlichkeit bereits im Mutterleib entwickelt.

Die Persönlichkeit entwickelt sich durch genetische Faktoren und auch durch Erfahrungen, die wir machen. Zudem ist es wichtig, wie gemachte Erfahrungen verarbeitet werden. Denn erst verarbeitete Erfahrungen werden zum Teil der eigenen Persönlichkeit und formen sie. Die Persönlichkeit entsteht also aus einem Zusammenspiel von Erfahrungen, der Veranlagung und der psychischen Verarbeitung des Erfahrenen.

Ist die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit starken Störungen unterworfen, so kann eine Persönlichkeitsstörung die Folge sein. Das bedeutet zum Beispiel, daß belastende Ereignisse gepaart mit einer ungünstigen Veranlagung dazu führen können, daß sich eine negative Entwicklung der Persönlichkeit bildet. Im Falle von Borderline leidet der Patient dann neben seiner Umwelt auch an sich selbst. Die Folgen davon sind ja bekannt.

Interessant ist es natürlich zu wissen, wie die Persönlichkeitsstörung bei jedem einzelnen Patienten entstanden ist und was die Ursachen waren.

Zu Ernüchterung muss man jedoch anführen, daß die Wissenschaft heute noch ziemlich unwissend ist, was diese Ursachen genau sind und welche Ursachen welche Ausprägungen der Krankheit bewirken. So gibt es keine eindeutigen typischen Symptome, die eine Borderline-Erkrankung auslösen. Einig ist man sich alleine darüber, daß viele Faktoren zusammenspielen müssen, damit eine Borderline-Störung entsteht.

Zu diesen Faktoren zählt zum einen das genetisch bedingte Temperament, das für jeden Menschen typisch ist. Dazu kommen Umweltfaktoren, also zum Beispiel Erfahrungen und Traumata, sowie neurologische oder biochemische Störungen.

Forscher gehen davon aus, daß drei Faktoren erfüllt sein müssen, damit eine Borderline-Störung entsteht:

Diese Faktoren sind:

  • Ein Umweltfaktor: Traumata in der Kindheit
  • Genetischer Faktor: Das Temperament
  • Wechselwirkung zwischen den ersten beiden Faktoren

Zu verstehen ist das dann so: Hat ein Mensch ein oder mehrere Traumata erleben müssen und ist sein durch seine Gene vorprogrammiertes Temperament so geschaffen, daß er diese Traumata nicht verarbeiten kann, so kann er an einer Borderline-Störung erkranken. Wie gesagt, kann, nicht muß.

Umweltfaktoren

Festgelegt wurden drei Typen von Umweltfaktoren, besser gesagt Traumata.

Typ I
Unglückliche Erfahrungen in der Kindheit. Diese Erfahrungen sind zum Beispiel eine Trennung oder Scheidung der Eltern, Eltern, die sich nicht in das Kind einfühlen können usw. Dieses Trauma wird zwar als störend empfunden, kann aber durch liebevollen Umgang mit dem Kinde wieder korrigiert werden.

Typ II
Verbale und emotionale Misshandlungen
Diese können verbal oder emotional stattfinden. Dazu gehört das andauernde Vernachlässigen des Kindes, ständiges Schimpfen oder Runtermachen oder auch eine Einschränkung durch psychische Erkrankungen der Eltern.

Typ III
Körperliche Misshandlungen
Dazu gehört sexueller Missbrauch oder auch Schlagen des Kindes. Aber auch andauernde psychische Erkrankungen oder Drogenprobleme der Eltern können ein solches Trauma auslösen. Das Familienleben ist nachhaltig gestört. Es wird keine Unterstützung den Kindern geboten, es herrscht Kritik oder Desinteresse.

Tatsächlich haben viele Borderliner wenigstens eines dieser Traumata erfahren, manche auch mehrere.

Aus vielen Untersuchungen weiß man, daß Borderliner eine schwere Kindheit hinter sich haben. Viele Borderline-Patienten haben in ihrer Kindheit Misshandlungen oder einen Missbrauch erlebt.

Dies ist auf den ersten Blick auch die schlüssigste Ursache für diese Erkrankung. Kinder oder Jugendliche haben eine so tiefgreifende Störung in ihre Psyche erlebt, daß sie dadurch einen bleibenden Schaden genommen haben.

Zu diesen Traumata gehören
Todesangst
extreme Hilflosigkeit
extreme Angst
dazu die Unfähigkeit, das Erlebte zu verarbeiten

Es hat sich herausgestellt, daß viele Patienten als Kind tatsächlich körperlich oder seelisch misshandelt oder sexuell missbraucht wurden.

Bis zu 70% haben einen sexuellen Missbrauch erlebt, bis zu 50% mussten körperliche Gewalt ertragen. Bei 50% der sexuell Missbrauchten geschah dieser Missbrauch durch Mitglieder der Familie, oft über Monate oder Jahre. Bei Frauen geschah dies meist vor dem 12. Lebensjahr.
Bei circa 80% der Borderliner war die Kindheit von einer emotionalen Vernachlässigung bestimmt.

Genauer untersucht wurden u. a. fünf Faktoren, die immer wieder im Zusammenhang mit Borderline auftauchen:


Trennung oder Scheidung - Verlust eines Elternteils
In Untersuchungen fand man heraus, daß sich bei vielen Borderline-Patienten eine Trennung von einem Elternteil während der ersten Lebensjahre ereignet hat.
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Gestörtes Verhältnis zu den Eltern

Viele Borderliner berichteten von einer gestörten Beziehung zu einem Elternteil oder beiden Eltern.
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Missbrauch oder Misshandlung

  • Körperliche oder sexuelle Misshandlung kommt in der Geschichte von Borderlinern vermehrt vor
  • 25 % der Borderliner haben ein inzestuöses Verhältnis zu einem Elternteil gehabt
  • Bis zu 30 % der Borderliner erlebten einen sexuellen Missbrauch durch Nachbarn oder Verwandte
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Genetische Veranlagung zu psychischen Erkrankungen

  • Sehr häufig haben Verwandte ersten Grades affektive Störungen, zum Teil auch unipolar affektive Störungen.
  • Es besteht ein Hang zur Sucht in der Familie
  • Die Eltern selbst waren Borderliner, es wird also die Anfälligkeit für diese Krankheit weitervererbt.

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Frühe Störungen

Aus psychoanalytischer Sicht führen so genannte frühe Störungen zu einer Borderline-Erkrankung. Besonders häufig kommen bei Borderlinern die folgenden vier frühen Störungen vor:
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Akkumulation von negativen Einflüssen
Viele einzelne "kleine" Faktoren, die alleine keine Borderline-Störung auslösen könnten, können sich addieren, so daß am Schluss eine ernstzunehmende Traumatisierung daraus resultieren kann.

Zudem fehlen den Kindern meist der Halt der Familie und fördernde Strukturen, was einer Persönlichkeitsstörung ebenfalls Vorschub leistet.
Da diese negativen Faktoren meist über eine längere Zeit auf das Kind einwirken, ist dieses irgendwann nicht mehr in der Lage, das zu verarbeiten.

 

Ist die Borderline-Störung eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ?

Wenn man dies so liest, könnte man darauf kommen, daß ein solches Traumata die ursprüngliche Ursache der Borderline-Erkrankung ist. Ist das Borderline-Syndrom also eine chronische posttraumatische Belastungsstörung?

Dafür spricht, daß die Symptome sich stark ähneln. Bis zu 50% der Borderliner haben die gleichen Symptome wie Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das bedeutet, daß sie die gleichen Symptome haben wie Menschen, die vor kurzem ein schlimmes Trauma erlebt haben.

Dagegen spricht jedoch, daß eine schwere Traumatisierung während der Kindheit auch andere Krankheiten auslösen kann, also nicht nur das Borderline-Syndrom. Zudem wird nicht jeder ein Borderliner, der in seiner Kindheit missbraucht oder misshandelt wurde.

Das Borderline-Syndrom ist also nicht als chronische posttraumatische Belastungsstörung zu verstehen.

 

 


 

 

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