Antidepressiva bei Borderline
Antidepressiva: Medikamente, über die sich die Meinungen teilen.
Für die einen sind sie ein Segen, für die anderen Teufelszeug.
Wieso und wie sie genau wirken, ist noch nicht bekannt. Bekannt ist allerdings,
daß sie wirken! Sie hellen die Stimmung auf und mildern die Krankheit
ab. Dabei nehmen viele Patienten die möglichen Risiken und Nebenwirkungen
gerne in Kauf, um aus ihrer Seelenkrise herauszukommen.
Hier ein paar oft gestellte Fragen und Antworten
Sollte jeder Antidepressiva nehmen?
Natürlich nicht! Man sollte Antidepressiva nur einnehmen, wenn es
keine andere Möglichkeit der Hilfe gibt. Bei schweren depressiven
Zuständen sind sie allerdings sehr oft angezeigt. Allerdings sollte
die Einnahme immer von einem Arzt überwacht werden und eine Therapie
dazu parallel stattfinden.
Wie wirken Antidepressiva?
Antidepressiva verändern die Signalübertragung der Nervenzellen
im Gehirn. Die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin verbessern die Übertragung
der Nervenreize im Gehirn. Bewirkt wird dies durch die Hemmung der Wiederaufnahme
der körpereigenen Moleküle oder Enzyme (auch Transmitter genannten)
Botenstoffe. Wie neue Untersuchungen zeigen, scheinen diese Antidepressiva
auch langfristig die Neubildung von Nervenzellen im Gehirn zu fördern.
Bei einer Depression
ist diese Neubildung meist gehemmt und ist eine Ursache der Depression.
Wie schnell schlagen Antidepressiva an?
Bis Antidepressiva wirken, kann es bis zu mehrere Wochen dauern. Allerdings
lassen sich oft schon nach einigen Tagen Verbesserungen der Stimmung bemerken.
Sind modernere Mittel besser als ältere Mittel?
Auch neu entwickelte Medikamente wirken nicht grundlegend besser als schon
länger bekannte. Allerdings schwören viele Therapeuten und Ärzte
auf die neueren Mittel wie den SSRI oder den SNRI und den NARI. Zudem
haben ältere Medikamentenarten oft heftigere Nebenwirkungen, neuere
Medikamente sind in dieser Beziehung besser verträglich.
Wer verschreibt mir Antidepressiva?
Die Antidepressiva werden nicht nur vom Neurologen oder dem Psychiater
verschrieben, auch der Hausarzt kann solche Medikamente verschreiben.
Welche Dosis soll ich nehmen?
Natürlich erst einmal die, die der Arzt verschrieben hat! Allerdings
ist die Wirkung von Antidepressiva stark abhängig von dem Patienten.
Meist wird deswegen erst eine pauschale Dosis verschrieben, die dann im
Verlauf der Therapie angepaßt wird. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist
die Menge des Wirkstoffes im Blutspiegel, der regelmäßig geprüft
werden sollte. Falls jedoch auch bei einem richtigen Blutspiegel keine
Wirkung eintritt, sollte man über ein anderes Medikament nachdenken.
Wie setze ich solche Medikamente wieder ab?
Auf keinem Fall von heute auf morgen. Da diese Medikamente in das Gehirn
eingreifen, könnten schwere Störungen des Befindens auftreten.
Man läßt Antidepressiva deshalb langsam "ausschleichen",
verringert also nach und nach die Dosis, bis man sie komplett absetzt.
Wird man abhängig von Antidepressiva?
Nein. Eine betäubende oder halluzinogene Wirkung ist bei Antidepressiva
nicht zu erwarten, man wird also nicht süchtig nach ihnen. Allerdings
können nach dem Absetzen grippeähnliche Symptome oder Schlafstörungen
auftreten. Dies kann man jedoch über das sogenannte "Ausschleichen"
stark mindern.
Machen Antidepressiva wirklich impotent?
Sexuelle Dysfunktionen können bei Serotonin-aufnahmehemmenden Medikamenten
schon auftreten. Sollte der Patient über ein bislang erfülltes
Liebesleben berichten und fürchten, dies könnte wegen der Medikamente
zerstört werden, sollte der Arzt über weitere Medikamente entscheiden,
die diese Nebenwirkung unterdrücken.
Welche Nebenwirkungen habe ich zu erwarten?
Die Palette der Nebenwirkungen ist leider groß. Das kann von
Kopfschmerzen über Verdauungsprobleme, von einer Gewichtszunahme
bis hin zu sexuellen Störungen reichen. Die Nebenwirkungen können
Sie aber wie immer im Beipackzettel des Medikamentes nachlesen oder Sie
können natürlich auch Ihren Arzt fragen. Und zum Schluß
sei noch gesagt, daß Nebenwirkungen auftreten KÖNNEN, aber
nicht MÜSSEN.
Achten Sie auch unbedingt darauf, falls Sie noch andere Medikamente einsetzen,
ob Wechselwirkungen auftreten können. Manche Medikamentenarten vertragen
sich nicht miteinander. Aber auch hier hilft Ihnen Ihr Arzt oder Apotheker.
Beschreibung verschiedener Wirkstoffgruppen
Trizyklische Antidepressiva (TZA)
Dies ist die älteste Wirkstoffgruppe. In den fünfziger Jahren
war Imipramin das erste Medikament, das bei Depressionen eingesetzt wurde.
Die Bezeichnung trizyklisch leitet sich vom chemischen Aufbau des Mittels
ab. Die Moleküle bestehen aus drei Ringen. Alle TZA haben die Wirkung,
daß sie die Wiederaufnahme unterschiedlicher Botenstoffe, zum Beispiel
von Noradrenalin, hemmen. Man nennt sie deswegen auch nicht-selektive
Monoamin-Reuptake-Inhibitoren (NSMRI). TZA haben die Wirkung, daß
sie die Stimmung des Patienten aufhellen und die Angst und Unruhe mildern.
Am Anfang der Therapie werden die Erkrankten oft sehr müde und sind
in ihrer geistigen und körperlichen Aktivität sehr eingeschränkt.
Eine Besserung der Depression tritt erst nach Wochen ein. Inzwischen gibt
es jedoch neuere TZA, die weniger oder auch andere Nebeneffekte haben.
Wirkstoffe: Amitriptylin,
Clomipramin,
Imipramin,
Doxepin,
Lofepramin,
Trimipramin,
Nortriptylin,
Opipramol
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
Medikamente dieser Kategorie gelten als moderne Antidepressiva. SSRI
sind überwiegend für die Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin
in Nervenzellen verantwortlich, beeinflussen andere Botenstoffe jedoch
nur schwach. Das Mittel hat eine angstlösende Wirkung und ist bei
leichten und mittleren Depressionen ähnlich in der Effektivität
wie TZA. Dabei sind die Nebenwirkungen, wie zum Beispiel eine Zunahme
des Körpergewichtes, nicht so ausgeprägt. Auch eine Anwendung
bei Menschen mit alterstypischen Problemen, wie zum Beispiel einer vergrößerten
Prostata oder dem Grünen Star, ist hier möglich. Zu den Nebenwirkungen
von SSRI gehören unter anderem Schlaflosigkeit und Appetitmangel,
aber auch eine erhöhte Aggressivität. Umstritten ist, ob zu
Beginn der Behandlung eine erhöhte Selbstmordgefahr besteht. Da der
Wirkstoff Fluoxetin bei Menschen mit Diabetes Unterzuckerungen auslösen
kann, sollte bei Beginn der Therapie vom Arzt der Zuckerspiegel kontrolliert
werden.
Wirkstoffe: Citalopram
(z. B. Cipramil), Escitaloprm,
Paroxetin
(z. B. Seroxat), Sertralin
(z. B. Zoloft, Gladem), Fluoxetin (z. B. Fluctin).
Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI)
Diese Medikamente funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie SSRI, haben
aber die Wirkung, daß sie sowohl die Wiederaufnahme von Serotonin
als auch von Noradrenalin hemmen.
Die Wirkung ist stimmungsaufhellend und antriebssteigernd. Der wichtigste
Wirkstoff ist Venlafaxin (Trevilor). Die Nebenwirkungen ähneln sehr
denen von SSRI.
Wirkstoffe: Duloxetin
Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI)
Diese Medikamente sind noch sehr neu und hemmen die Aufnahme des Botenstoffes
Noradrenalin. Nebenwirkungen sind ähnlich denen von SSRI. Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
steigern zusätzlich die soziale Aktivität.
Wirkstoffe: Reboxetin
(Edronax), Viloxazin (Vivalan).
Alpha-2-Antagonisten (NASSA)
Diese Medikamente blockieren die Rezeptoren für Noradrenalin an
den Nervenzellen und bewirken gleichzeitig eine Steigerung der Ausschüttung
dieses Botenstoffes. Man verwendet sie bei Depressionen, die besonders
von Unruhe oder Schlafstörungen geprägt sind. Zu den Nebenwirkungen
gehören u. a. Müdigkeit und starke Hungergefühle. Ein Vorteil
an diesen Stoffen besteht in der stark beruhigenden Wirkung, die oft in
der Anfangszeit einer Behandlung sehr vorteilhaft sein kann.
Eine Gefahr bei diesen Wirkstoffen besteht allerdings in dem Risiko, daß
schwere Störungen des Blutbildes auftreten können. Ein Arzt
sollte deshalb bei den Patienten regelmäßig Untersuchungen
des Blutbildes durchführen und besonders auf grippeähnliche
Symptome achten. Bei Veränderungen des Blutbildes muß ggf.
die Behandlung sofort abgebrochen werden.
Wirkstoffe: Mirtazapin
(Remergil), Mianserin.
MAO-Hemmer
Diese Medikamente blockieren die Aktivität eines Enzyms, das etliche
monoamine Botenstoffe abbauen kann. MAO-Hemmer sind stark antriebssteigernd.
Aufgrund ihres Wirkmechanismus können diese Mittel jedoch gravierende
Nebenwirkungen, zum Beispiel Bluthochdruck, haben. Sie werden bei schweren
Depressionen überwiegend dann eingesetzt, wenn andere Mittel nicht
helfen.
Wirkstoffe: Moclobemid
(Aurorix), Tranylcypromin.
Trazodon
Wirkstoff: Trazodon
Wirkung auf die Psyche als: Antidepressivum
Mögliche Nebenwirkungen: Häufig bei Trazodon: Müdigkeit,
Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, Mundtrockenheit, Schlafstörungen,
Kopfschmerz, Blutdruckabfall, Unruhe, Herzrhythmusstörungen. In seltenen
Fällen bei Trazodon: Sehstörungen, Verstopfung, Blutdruckerhöhung,
Verwirrtheitszustände, Zittern, Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme.
Überempfindlichkeitsreaktion bei Trazodon, z.B. Hautausschlag, in
Einzelfällen Urtikaria, Angioödem. In Einzelfällen bei
Trazodon: Serotonin-Syndroms / malignes neuroleptisches Syndrom, z.B.
Schwitzen, Diarrhoe, Blutdruckschwankungen, Tachykardie, Agitation, Fieber,
Tremor, Bewußtseinsstörungen. Kollaptische Zustände, epileptische
Krampfanfälle, Priapismus, Leberfunktionsstörungen wie Transaminasenerhöhung,
Hyperbilirubinämie, Hepatitis, Blutbildveränderungen bei Trazodon.
Medikamente, die den Wirkstoff Trazodon enthalten: Thombran,
Trittico.
Die Nennung von Marken geschieht zu rein informativen Zwecken. Alle Angaben
sind ohne Gewähr !
Alternative Heilmethoden bei Depressionen
Depressionen können nicht nur durch chemische Mittel behandelt werden,
es gibt auch Ansätze aus der Naturmedizin, die gegen Depressionen
helfen können.
So ist zum Beispiel in der Kräutermedizin Johanniskraut eines der
besten Mittel, das gegen leichte bis mittelstarke Depressionen eingesetzt
werden kann. Johanniskraut
hat eine nachgewiesene antidepressive Wirkung auf das Gemüt.
Weitere Ansätze bei leichten Depressionen gibt es jedoch auch in
der Homöopathie
und der Aromatherapie.
Medikamentenverzeichnis
Hinweis: Bitte beachten Sie, daß einige Medikamentennamen
eingetragene Warenzeichen der jeweiligen Hersteller sind.
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